Liebe Angehörige unserer Pfarreiengemeinschaft,
sehr geehrte Leser unserer Homepage,
ein Mensch allein ist nicht wirklich Mensch. Menschsein ist auf Gemeinschaft angelegt. Menschen sind aufeinander angewiesen. Die Nähe und das Gespräch mit einem Mitmenschen tun gut. Aber gerade weil wir auf dieses wohlwollende Miteinander angewiesen sind, fällt es uns schwer, einem anderen etwas zu sagen, was der nicht unbedingt hören möchte. Die Angst, von der Gemeinschaft ausgeschlossen zu werden, die Furcht, sich zu blamieren, die Befürchtung, geringgeschätzt zu werden, blockieren uns. Trotzdem ist es wichtig, dass wir lernen, auch in diesem Sinne, deutlich miteinander zu reden.
Wenn ich an die gerade zu Ende gegangene Amtszeit des amerikanischen Präsidenten Donald Trump denke, hätte ich mir das des öfteren von der Gemeinschaft der übrigen Regierungschefs gewünscht!
Aber dass es noch nie einfach war, anderen "unbequeme Wahrheiten" zu sagen, sehen wir am Beispiel des Propheten Jona, von dem die alttestamentliche Lesung dieses Sonntags erzählt: Gott gibt Jona den Auftrag, nach Ninive zu gehen, um dort die Menschen zur Umkehr von ihrem satten und trägen Lebensstil aufzurufen. Jona hat Angst vor der Blamage, vor dem Rausschmiss, vor drohender Gewalt - und er flieht. Er haut ab, weit weg. Doch Gott lässt ihm Zeit, Zeit sich durchzuringen, Zeit, mutig zu werden. Schließlich wagt Jona es, und Ninive kehrt um.
Die Worte des Jona hatten durchschlagenden Erfolg, weil sie glaubwürdig waren und in einem leidvollen Prozess errungen wurden. Zuerst hatte Jona die Sache gar nicht anpacken wollen.
Auch wir kennen Dinge, die wir lange vor uns herschieben. Dahinter steckt oft die Angst, sich zu blamieren oder abzublitzen.
Nicht selten sind aber genau solche Situationen Anrufe Gottes!
Vertrauen wir unserem Gespür. Gott hat etwas mit uns vor, mit jedem von uns. Er begleitet uns, gibt uns Mut und er gibt selbst gescheiterten Versuchen einen Sinn.
Einen schönen und erholsamen Sonntag und eine gute neue Woche
wünscht Ihnen Ihr Pastoralreferent
Rudolf Leimpek!
Gebet in der Coronakrise
(aus dem Gebetshaus Augsburg)
Herr, wir bringen Dir alle Erkrankten und bitten um Trost und Heilung. Sei den Leidenden nahe, besonders den Sterbenden. Bitte tröste jene, die jetzt trauern. Schenke den Ärzten und Forschern Weisheit und Energie. Allen Krankenschwestern und Pflegern Kraft in dieser extremen Belastung. Den Politikern und Mitarbeitern der Gesundheitsämter Besonnenheit. Wir beten für alle, die in Panik sind. Alle, die von Angst überwältigt sind. Um Frieden inmitten des Sturms, um klare Sicht. Wir beten für alle, die großen materiellen Schaden haben oder befürchten. Guter Gott, wir bringen Dir alle, die in Quarantäne sein müssen, sich einsam fühlen, niemanden umarmen können. Berühre Du Herzen mit Deiner Sanftheit. Und ja, wir beten, dass diese Epidemie abschwillt, dass die Zahlen zurückgehen, dass Normalität wieder einkehren kann. Mach uns dankbar für jeden Tag in Gesundheit. Lass uns nie vergessen, dass das Leben ein Geschenk ist. Dass wir irgendwann sterben werden und nicht alles kontrollieren können, dass Du allein ewig bist. Dass im Leben so vieles unwichtig ist, was oft so laut daher kommt. Mach uns dankbar für so vieles, was wir ohne Krisenzeiten so schnell übersehen. Wir vertrauen Dir.
Amen.
Gebet für unsere Tage
(aus dem Gebetshaus Augsburg)
Gott des Lebens, wie kostbar das Geschenk des Lebens ist, das spüren wir in diesen Wochen besonders; und ebenso, wie sich Wesentliches von Nebensächlichem unterscheidet. Jetzt kommen wir zu dir, um dir all diejenigen anzuvertrauen, die deiner und unserer Hilfe in dieser Zeit besonders bedürfen. Wir bringen dir alle Erkrankten und beten für diejenigen, die sich um sie sorgen, sie pflegen und medizinisch betreuen. Stärke all diejenigen, die bis an die Grenzen ihrer Kräfte für andere im Einsatz sind. Allen, die in diesen Monaten Verantwortung tragen und Entscheidungen treffen müssen, schenke Weisheit und Besonnenheit. Berühre das Herz der verängstigten und verunsicherten Menschen mit deiner Ruhe. Sei den Leidenden nahe, besonders den Sterbenden. Und wir bitten dich für jene, die jetzt trauern. Gib Kraft und Fantasie den Familien, die jetzt auf sich zurückgeworfen sind. Mach uns selbst einfallsreich und achtsam, damit wir Wege finden, für andere da zu sein, zu trösten, zu stärken und Hoffnung zu teilen. Du bist der lebendige Gott. Deshalb vertrauen wir uns dir mit unserem Leben, mit unseren Ängsten und mit unserer Kraft, an - durch Christus Jesus und in deiner Geisteskraft.
Amen.
Gedanken zum Evangelium, von Kardinal Christoph Schönborn,
am Sonntag,17. Jänner 2021 (Johannes 1,35-42).
Das erste Wort, das im Evangelium von Jesus überliefert wird, ist eine Frage: Was sucht ihr? Und das erste Wort, das im Evangelium an Jesus gerichtet wird, ist ebenfalls eine Frage: Meister, wo wohnst du? Mit diesen beiden so schlichten Fragen beginnt im Johannesevangelium die erste Begegnung mit Jesus. Ich liebe diese Szene ganz besonders. Sie ist so einfach, so natürlich und hat doch eine so tiefe Bedeutung. Wer sind die handelnden Personen? Und wie kam es zu diesem ersten Zusammentreffen zwischen ihnen und Jesus?
Der eine der beiden hieß Andreas. Er hatte einen Bruder namens Simon, den Jesus Petrus, den Fels nennen wird. Der Name des anderen wird nicht erwähnt. Aber alles deutet darauf hin, dass es sich um den Erzähler handelt, um Johannes, den Bruder des Jakobus, den Sohn des Fischereiunternehmers Zebedäus. Beide, Andreas und Johannes, gehörten zum Schülerkreis des Johannes des Täufers. Damals kamen die Menschen in Scharen zum Täufer, um sich von ihm im Jordan taufen zu lassen. Auch Jesus kam zu ihm, um mitten unter den vielen Leuten die Taufe zu empfangen. Er dürfte wohl einige Zeit bei Johannes geblieben sein.
Eines Tages geht er vorbei. Als der Täufer ihn sieht, sagt er über Jesus ein rätselhaftes Wort: Seht, das Lamm Gottes! Durch Jahrhunderte der christlichen Kunst und Kultur ist uns diese Bezeichnung Jesu vertraut. Was bedeutete sie in den Ohren der jungen Leute, die sie damals vom Täufer hörten? Die zwei, Andreas und Johannes, waren neugierig geworden. Sie gingen Jesus nach, und damit begann ein Abenteuer, das ihr ganzes künftiges Leben bestimmen sollte.
Jesus merkt, dass jemand hinter ihm hergeht, wendet sich um und fragt: Was sucht ihr? Mich bewegt diese schlichte Frage Jesu immer wieder neu. Bis heute stellt sie Jesus allen, die versuchen, ihm nachzufolgen. Was sucht ihr? Worum geht es dir? Was bewegt dich, mir zu folgen? Es ist nicht nur die ganz praktische Frage nach dem, was ich eben gerade möchte. Jesus sucht mit dieser Frage nach dem, was mein Herz wirklich sucht. Weiß ich es selber? So geht mir diese Frage Jesus nach, nicht als Vorwurf, sondern als ein echtes Interesse an mir.
Die beiden jungen Leute antworten ihrerseits mit einer Frage: Meister, wo wohnst du? Wörtlich: Wo bleibst du? Um einen Menschen kennenzulernen, hilft es, ihn dort aufzusuchen, wo er wohnt, in seiner vertrauten Umgebung. Sie suchen also Kontakt zu Jesus, wollen mit ihm Beziehung aufnehmen. Und Jesus wimmelt sie nicht ab, geht auf ihr Suchen ein mit der schlichten Einladung: Kommt und seht! Da kamen sie mit und sahen, wo er wohnte.
Und so kam es zur ersten Begegnung mit Jesus. Bis ins hohe Alter behielt Johannes diesen Tag genau in Erinnerung. Er merkte sich sogar die Stunde: Es war die zehnte dieses unvergesslichen Tages, vier Uhr nachmittags. Was haben sie erlebt? Worüber sprachen sie? Was hat Jesus ihnen gesagt? Darüber schweigt Johannes. Er bewahrt es kostbar für sich. Aber der Eindruck muss tief und bleibend gewesen sein. Andreas drängt es, seinem Bruder Simon zu sagen, was seine Überzeugung geworden ist: Wir haben den Messias gefunden! Und gleich führt er seinen Bruder zu Jesus. Er soll ihn unbedingt kennenlernen! Aus dieser ersten Begegnung folgten unzählige weitere, bis heute. Und immer neu ist es das erste Wort Jesu, das Menschen ins Herz trifft: Was sucht ihr? Was suchst du?